Kooperative

Planungswerkstatt

Von der Sondierung zur konkreten Planung

 

Drei kooperative Planungsteams haben sich von November 2020 bis Januar 2021 unter den drei großen Überschriften „Wissen“, „Wohnen“ und „Wiese“ intensiv mit dem Büchel beschäftigt. Das Sondierungsverfahren war im Kern abgeschlossen, die breite Stadtgesellschaft hat sich mit Konzepten, Modellen und Ideen eingebracht. Nun war es an den Fachleuten, eine Frage zu beantworten, die die Stadt Aachen zuvor an ihre Bürger*innen herangetragen hat: wie soll der neue Büchel nun aussehen? Drei Teams – bestehend aus qualifizierten Planer*innen aus den Reihen der Stadtverwaltung sowie externen Planungsbüros setzen sich in der Folge, vornehmlich im digitalen Austausch, mit den im Sondierungsverfahren erarbeiteten Nutzungsszenarien auseinander. So kamen Lokalpatriotismus, Ortskenntnis und ein frischer Blick von außen zusammen. Das letzte Wort in der Schwerpunktentscheidung „Wissen“, „Wohnen“ oder „Wiese“ hatte am Ende dennoch die Politik.

 

Es wird die „Wiese“

 

Im April 2021 hat der Planungsausschuss offiziell das Entwicklungsziel „Wiese“ – also eine öffentliche Freifläche – als Hauptnutzung für den Büchel festgelegt. Damit waren die Nutzungen „Wohnen“ und „Wissen“, die im Rahmen der Planungswerkstatt ebenfalls geplant wurden nicht vom Tisch, sondern sie werden die „Wiese“ angemessen begleiten und rahmen.

 

Prima! Sagen die einen. Denn nun wird es eine große attraktive Freifläche im Herzen der Innenstadt geben, die dem Stadtklima gut tut. Oh schade! Finden vielleicht andere. Denn es geht nun darum, den passenden Nutzungsmix und die gute Architektur auf weniger Baufläche zu realisieren. Umso mehr kommt es auf das richtige städtebauliche Konzept an, das eine hochwertige Freifläche im Zentrum Aachens um innovative und attraktive Nutzungen zu ergänzt.

Team WISSEN

 

Das Team mit Gaby Hens und Jan Kemper (Stadt Aachen) sowie Daniel Heuermann, Anna Nötzel und Joachim Schultz-Granberg (Studio Schultz Granberg) entwickelte folgenden Grundsatz: „Ein innerstädtischer Ort des Wissens kann kein geschlossener Campus allein für akademische Eliten sein, sondern ein Ort der Offenheit, des Austausches, der Niederschwelligkeit und der gegenseitigen Bereicherung.“

 

In diesem städtebaulichen Szenario vereinen sich neben dem Schwerpunkt Wissen auch die Impulse Kultur und Gemeinschaft. Sämtliche Besucher*innen der Stadt sollen in den Bann eines attraktiven Ortes gezogen werden – egal ob bewusst oder zufällig vor Ort, mit Transparenz, durch Einblicke und einladende Adressen. Damit kann im Stadtzentrum ein raumgreifender Wissens-, Kultur- und Gemeinschaftstreffpunkt entstehen eigenes Leuchtfeuer der Neugier? Unter dem Arbeitstitel „Open Mind“ wurde diese spannende
Frage auf Herz und Nieren geprüft.

 

„Absolut inspirierend“: So adelte das Empfehlungsgremium, zuständig für die Eingabe an die politischen Entscheidungsträger*innen, die wesentlichen Bestandteile des Entwurfs mit dem Schwerpunkt Wissen nach der digitalen Präsentation im Januar 2021. Das im Entwurf vorgesehene, zentral am Büchel platzierte Forum sei so auch in der vorangegangenen Debatte mit den Ideengeber*innen und den Stadtmacher*innen gewünscht gewesen. Die Ansätze, innovative Mobilitätskonzepte vorzusehen, befand das Gremium ebenfalls als wichtig und richtig. Die im Entwurf vorgesehenen öffentlichen Räume, so das Gremium, fließen um die Gebäude und könnten einen guten Beitrag zur Verwebung des neuen Stadtbausteins mit der Nachbarschaft leisten.

Team WOHNEN

 

Als „Team Wohnen“ haben sich Angelika Hildersperger und Christiane Schwarz (beide von der Stadt Aachen) sowie Magdalena Müller und Rainer Hofmann (Planungsfirma bogevischs buero) der Herausforderung gestellt, einen Neuanfang im Sinne einer Leitnutzung als Wohnraum zu denken und gleichzeitig einen offenen, anziehenden Charakter als öffentlichen Raum zu etablieren. Eine ihrer Kernbotschaften lautet: Wohnen ist in diesem Bereich unterrepräsentiert – daher darf davon mehr her!

 

Das Szenario mit dem Schwerpunkt Wohnen zielt darauf ab, sich auf vergangene Strukturen des Wohnens und Arbeitens in einem Gebäude zu besinnen und diese kleinteilige Mischung wieder im Zentrum zu aktivieren. Das Wohnen in der Innenstadt der Zukunft braucht starke grüne Rückzugsräume und
gleichzeitig vielfältige Beziehungen zwischen den Aktivitäten in den Erdgeschossen und den öffentlichen Räumen. Der Büchel soll für Aachen Pionier und Vorbild sein – als vielschichtige Melange aus sogenannten
Stadtmacherinseln in unterschiedlichen Organisations- und Trägerschaftsmodellen.

 

Das Bewertungsgremium wertete das vom zuständigen Planungsteam aufgestellte Szenario, in dem am bisher wenig attraktiven Aufenthaltsort Büchel-Parkhaus künftig Menschen Wurzeln schlagen sollen, als gleichermaßen überraschend und stark. Gemeinschaftliche Wohnformen sollen laut dem Entwurf der Vereinzelung in der Stadt entgegentreten. Die Trennung der vom „Wohnen“-Team genannten, markanten „Pow!-Häuser“ im Büchel-Viertel lassen nach Einschätzung der Bewertungsrunde Raum für die unterschiedlichsten Stadtmacher*innen und für die vielen Wissensthemen. Eine in der erarbeiteten Skizze vorgesehene, klare Wegeführung würde die Stadtnutzer- und Besucher*innen vom Bahkauv zum alten Kurhaus leiten.

Team WIESE

 

Das Team Synke Mesenholl, Michaela Gude-Starke, Karen Roß-Kark vonseiten der Stadt Aachen sowie Matthias Rottmann und Lennart Senger (Planungsbüro De Zwarte Hond, Köln) zeichnen neben baulicher Lockerheit und einer möglichen Offenlegung von Thermalwasser jede Menge grüne Optionen in ihren Entwurf. Auch das Thema Zwischennutzung für das wachsende Quartier stand dabei auf der Agenda.

 

Alle Freiheit dem Freiraum – nach diesem Motto wurde im Szenario mit dem Schwerpunkt „Wiese“ geplant. Den Impulsen aus dem Stadtmacher*innen-Workshop folgend ist dieser Freiraum großzügig zu wählen und soll neben vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten einen Beitrag zu Klimaschutz und Biodiversität darstellen. Oben auf der Ideen-Agenda steht auch der Aspekt der Begegnung unter dem Aachener Himmel. Wo viele Jahrzehnte städtebauliche Tristesse in Gestalt des in die Jahre gekommenen Parkhauses das
Bild bestimmte, soll ein offener und zugänglicher Anziehungspunkt entstehen.

 

Die Bewertung: Der tatsächliche öffentliche Raum ist Dreh- und Angelpunkt der Entwicklung im Szenario mit dem Schwerpunkt „Wiese“. In der konkreten Idee des zuständigen Teams wird der Entwurf im Prozess, sprich in verschiedenen Phasen gedacht. So könne das Quartier u.a. in einem Dreijahresplan langsam wachsen, so würde schon in der Entstehungsphase buchstäblich begehbarer Raum entstehen. Die Gebäude könnten dabei Schritt für Schritt mit den gewünschten und möglichen Inhalten gefüllt werden. Sowohl das Thema Ernährung als auch das für die Geschichte der Stadt so wichtige Thema Thermalwasser würden hierbei ins Herz der Stadt geholt, würdigte das Gremium weitere Aspekte. Der Lohn für die Arbeitsgruppe: Mit dem Beschluss des zuständigen Planungsausschusses erhielt das Konzept „Wiese“ im März 2021 den politischen Zuschlag.

Grundlagen für die Planungswerkstatt